Im Herzen ist Doc B Grover ein Konstrukteur. Das Motiv, aus an sich einfachen Bausteinen ein komplexes Ganzes aufzubauen, das möglischst geschickt und nichtredundant eine höhere Aufgabe erfüllt, zieht sich durch seine gesamte Existenz. Dies beginnt mit Lego-Technik-Bausätzen, die er als Vierjähriger zusammenbaute, setzt sich fort mit der Beschäftigung mit verschiedensten, auch elektronischen und computerisierten Bausätzen und Experimentierkästen und findet einen vorläufigen Höhepunkt in der gemeinschaftlichen Messung der Lichtgeschwindigkeit im Klassenraum des Physik-Leistungskurses. Vollanaloge Experimente wie das Bauen von Tisch und Stuhl nur mit Seil oder das Feuermachen nur mit Streichholz gehörten selbstverständlich mit dazu.
Im Physikstudium bestand Doc B Grover Anfänger- und Fortgeschrittenenpraktika mit Highlights wie der experimentellen Bestimmung der Schwingungsdauer eines Pendels, bei der man trickreich bis 800 zählt, ohne wirklich zu zählen, dem Zünden eines Lichtbogens bei Millionen Grad Celsius und Experimenten mit radioaktiver Strahlung und dem Teilchenbeschleuniger der Universität zu Köln. Zunehmend entwickelte sich auch sein Faible für das Programmieren, was er gleichfalls als Konstruktionsaufgabe erkannte und bis heute in verschiedenen Formen betreibt, sei es um die Zeitmeßgenauigkeit von winzigen Mikrokontrollern zu verbessern oder Computersimulationen auf den weltgrößten Superrechnern zu beschleunigen.
Doc B Grover ist begeisterter Anhänger des Learning by Doing. Dementsprechend sind Experimente gelegentlich mit unvorhergesehenen Kosten verbunden, so hat er beispielsweise versehentlich das Getriebe eines ferngesteuerten Autos geschmolzen, Kabel in der Wand angebohrt und an der Tankstelle einen Fahrradschlauch in die Luft gesprengt. Unzählige Zeilen wertvollen Quellcodes wurden grundlos gelöscht. Es ist vermutlich kein Zufall, daß sich Doc B Grovers Interesse an Hardware mit der Zeit von der Reparatur von Fahrrädern auf (inzwischen als alt zu bezeichnende) BMW-Motorräder und einen 1996er Jeep Cherokee ausdehnte, allesamt unglaublich robust und tolerant konstruierte Geräte.
In seiner Jugend lernte Doc B Grover über nahezu zehn Jahre das klassische Klavierspiel. Bis heute gehören Chopin und Beethoven zu seinen Lieblingskomponisten. Er besitzt seit fast dreißig Jahren ein Tenorbanjo, das er den ersten Teil dieser Zeit fast komplett vergaß, aber schließlich im Garten eines Mietskomplexes im texanischen Austin und im Austin Banjo Club halbprofessionell zu benutzen lernte. In Köln hatte er einen Auftritt im Café Lichtung und einen weiteren im Café Belgique als Sidekick von Joshua Tell und dem Christopher Annen von AnnenMayKantereit. Daraus wurde aber weiter nichts. Er hatte einen Auftritt in der Philharmonie Essen im ersten Tenor zur Carmina Burana, was ein wenig hochgegriffen war und noch mehrere Monate später seine Stimmbänder beeinträchtigte. Sein Gastspiel als Sänger der Doom-Metalband Vincent Price eines gewissen Guido war schön aber kurz.
Endlich besann sich Doc B Grover darauf, daß er in seiner Studien- und Promotionszeit im Wesentlichen zu den Klängen von Metalmusik unterwegs war und schaffte sich eine E-Gitarre und einen Verstärker an. Um keine Gitarrengriffe lernen zu müssen, stimmte er die Gitarre auf Tenorbanjo, erst mit vier, dann mit fünf und schließlich mit sechs Saiten, wobei letzteres Setup identisch mit der sogenannten New Standard Stimmung ist. Er erdachte etwa zehn Songs mit Gesang, die er inoffiziell hier und da vortrug und inzwischen kaum noch zusammenbekommt. Dafür sind es nun der Gitarren drei, davon eine selbst umgebaut, und der Verstärker vier. Grovers Hinwendung zur elektronischen Musik war dann wesentlich inspiriert vom Maschinenfest, das er dreimal besuchte, und er bestellte sich einen Doepfer Dark Energy III Analogsynthesizer.
Doc B Grover stellte schnell fest, daß diese Synthesizer auch angesteuert werden wollen, und so begann er mit der Konstruktion verschiedener Module im Eurorack-Format, sowohl rein analog als auch auf Basis der Teensy- und AVR 328 Mikrokontroller. Vor allem hatte es ihm die Zeitsteuerung der Anschläge angetan. Klaviertasten mag er nach wie vor an echten Klavieren, kann damit in der Elektronik aber absolut nichts anfangen. Computer zum Musizieren zu benutzen lehnt er ab, denn mit denen hat er beruflich genug zu tun. Das Medium der Wahl sind für ihn daher Drehknöpfe, angeordnet in primitiven Einzelschaltungen, die untereinander frei mit Kabeln verbunden werden können zu einem kaum noch zu durchschauenden Kabel- und Klangwald. Auf diese Art und Weise fließen Grovers tiefere mentale Impulse direkt durch den Drehknopf in den Klang, und der Klang koppelt über sein Gehör zu seinem Inneren zurück. Diese Schleife ist nach aktuellem Stand der Einsicht sein (gleich nach dem Gesang) intuitivster Weg, Musik zu produzieren, die deswegen immer aus dem Moment entsteht und sich niemals exakt wiederholt.
Die musikalischen Auftritte von Doc B Grover haben sich größtenteils außerhalb der Öffentlichkeit abgespielt. Gelegentlich sang er nach Mitternacht in einer Kölner Kneipe irische oder Countrysongs zu seinem Banjospiel. Wärend seiner E-Gitarrenzeit nutzte er öfter einen Proberaum von Freunden im Kölner Kunstwerk. Dort gab es eine monatliche Jamsession, also eine offene Bühne zur freien Improvisation, die er gelegentlich unsicher machte. Zufällig stand und spielte er dort ab und zu neben Dr JMC, was ihm gut gefiel. Die beiden sprachen dann auch über ihre jeweiligen Interessen an der elektronischen Musik, und sie entschlossen sich, gemeinsam Elektronik zu spielen. Der Rest ist die Geschichte von MindStröm.
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